WiYou.de - Ausgabe 1/2016 - page 25

Der Traum
vom Fliegen
Dass es im 21. Jahrhundert eine der normalsten Sache der Welt sein würde, von eben dieser Welt
einfach abzuheben, und zwar nicht nur ein paar Meter, sondern richtig hoch in den Himmel und
auch noch weitaus höher, daran war für die Menschheit viele tausend Jahre lang nicht zu denken.
Wobei, über das Fliegen an sich nachgedacht, hat man irgendwie schon und davon geträumt, es
selbst zu können. Vögel und Insekten zeigten ja immer wieder, dass das es geht. Und besonders an­
strengend sah das auch gar nicht als.
Trotzdem kam der Mensch vom Beobachten allein kein Stück weiter beziehungsweise höher.
In der
Antike wurde das Fliegen so erst einmal zum Privileg der Götter erklärt. Was nicht hieß, dass sich der
Mensch damit zufriedengab. Es gab immer mal wieder jemanden, der versuchte, dem Geheimnis des
Fliegens auf die Spur zu kommen. Leonardo da Vinci zum Beispiel, der nicht nur Künstler, sondern
auch begeisterter Naturwissenschaftler und technischer Vorreiter war. Er baute ein Fluggerät nach
tierischen Vorbildern, schaffte es aber nie, damit abzuheben. Doch die Richtung stimmte – er entwarf
übrigens auch noch einen Fallschirm und eine Art Hubschrauber, dem damals eigentlich nur noch der
künstliche Antrieb fehlte. In den folgenden Jahrhunderten wurden immer neue Flugapparate entwi­
ckelt, mal als Gleitflieger, mal eher als Hubschrauber oder als aerodynamisches Flugzeug mit Vortriebs­
mechanismus.
Aber erst gut 400 Jahre nach da Vinci hatte dann der deutsche Maschinenbauingenieur Otto
Lilienthal wirklich Erfolg: Ihm gelang 1891 der erste Gleitflug über eine größere Distanz.
1894 ent­
wickelte er zudem mit dem "Normalsegelapparat" das erste in Serie gebaute und verkaufte Flugzeug
der Geschichte in Berlin. Die Geschichte der (deutschen) Luftfahrt bekam nun ordentlich Aufwind und
jede Menge „erste Male“. Der Flugpionier August Euler erwarb 1909 als erster Deutscher das Inter­
nationale Flugzeugführer­Patent, im gleichen Jahr fand in Frankfurt amMain die erste Luftschifffahrt­
ausstellung statt. Zwei Jahre später hob das erste Frachtflugzeug in Berlin ab und Amelie Hedwig Beese
gesellte sich als erste Pilotin Deutschlands in die Reihe der Flieger. Die erste Flugschule eröffnete 1924
bei Fulda, 1926 flog die Lufthansa erstmals nach Südostasien und 1928 ging es das erste Mal in der
europäischen Luftfahrtsgeschichte über den Atlantik nach Neufundland. Ein weiteres Jahrzehnt später
mussten die Propellerflugzeuge den Düsenflugzeugen Platz machen, ab 1960 waren die Strahltrieb­
werke das Maß der Dinge und mit der Boeing 747 eroberter ab 1970 die Großraumflugzeuge den
Himmel. Als Beginn der praktischen Raumfahrt gilt der erste künstliche Erdsatellit Sputnik 1 1957,
den ersten Höhepunkt gab es 1969 mit der bemannten Mondlandung von Apollo 11.
Doch damit war man noch lange nicht am Ende.
Die Luft­ und Raumfahrttechnik wurde und wird bis
heute ständig weiterentwickelt, und zwar unter technischen, wissenschaftlichen und ökologischen
Aspekten. Während da Vinci und Lilienthal noch im Alleingang arbeiteten, gibt es heute für die Luft­
und Raumfahrt viele verschiedene Spezialisten und Berufe. Sie lassen sich unterscheiden in die ope­
rative Luftfahrt, hier hat man mit dem direkten Ablauf des Flugverkehrs zu tun; in technische
Luftfahrtberufe, wo sich Ingenieure, Mechaniker und Ingenieure wiederfinden, und die kaufmänni­
schen Luftfahrtberufe, die Im Hintergrund die Organisationsfäden in der Hand halten. (mü)
Schwerpunkt
Foto: peshkov/fotolia
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