WiYou.de - Ausgabe 1/2016 - page 10

Claudia arbeitet in der Ginkgo­Apotheke in Erfurt, hat die dreijährige Aus­
bildung zur PKA aber in einer Bundeswehrapotheke absolviert.
„Da gibt es
ein paar Unterschiede, weil das Sortiment bei der Bundeswehr kleiner war,
die Mengen aber dafür größer. Außerdem habe ich während der Ausbildung
nicht selbst bestellt, sondern nur Ware entgegengenommen. Die grundlegen­
den Aufgaben sind aber immer gleich. Man beginnt mit der Inventur, damit
man die Apotheke kennenlernt. Bei mir ging es dann mit der Zusammen­
stellung der Servicepacks für die Soldaten weiter. Das war zwar nicht sehr ab­
wechslungsreich, aber es blieb auch viel Zeit für andere Bereiche, die Rezeptur
zum Beispiel, wo man auf Anordnung von Ärzten Medikamente herstellt, wie
Hustensäfte, Salben und Kapseln.“
Jetzt, in der öffentlichen Apotheke, kümmert sie sich vorranging umWaren­
einkauf, Bestellung, Rechnungen, die Abwicklung mit dem Großhandel, das
Buchen der Waren, die Lagerhaltung, Lageroptimierung und Retouren.
„Dazu muss ich immer auf die aktuellen Medikamentenlisten achten, genauso
wie auf Rabattverträge mit den Krankenkassen, auf Skonto und Prozente sowie
auf Verfallsdaten und Rücksendefristen. Eine Apotheke lebt von einer guten
Betriebswirtschaft.“ Sie ist als PKA damit ein bisschen Apothekers Liebling,
den die meisten aber nicht sehen, weil er im Hintergrund arbeitet. Was nicht
heißt, dass Claudia gar keinen Kontakt zu Kunden hat. Es gibt in der Apotheke
drei Bereiche: die rezeptpflichtigen Arzneimittel, die apothekenpflichtigen
Arzneimittel und schließlich die freiverkäuflichen Waren vor dem Tresen, wie
Zahnpasta, Tee oder Kosmetik. Bei Letzteren darf auch sie beraten und ver­
kaufen. In einer Apotheke arbeitet man darüber hinaus unter Aufsicht des
Apothekers. „Ich finde das auch wichtig. Alles, was mit Arzneimitteln zu tun
hat, bringt eine große Verantwortung mit sich, die kann nur der tragen, der
sich mit Arzneimitteln, Neben­ und Wechselwirkungen wirklich richtig gut aus­
kennt. Das sind in der Regel Apotheker und Pharmazeutisch­technische An­
gestellte, bei denen das ausführlich in der Ausbildung behandelt wird. Bei mir
war das nicht so umfassend, ich hatte dafür ja die kaufmännischen Inhalte.“
Ganz ohne pharmazeutisches Fachwissen geht es aber auch bei Claudia
nicht.
„Ich muss wissen, was ich bestelle, wie welche Medikamente gelagert
werden, wie lange sie haltbar sind, ob sie speziellen Gesetzen unterliegen –
wie etwa Betäubungsmittel –, welche Antibiotika in einer Grippezeit beson­
ders gefragt sind oder auch, was man immer auf Lager haben sollte, wenn zum
Beispiel wie bei uns Fachärzte in der Nähe sind.“ Deshalb standen neben BWL,
Kassensystemen, Rechnungswesen und Informationsverarbeitung auch Apo­
thekenwarenkunde, die Arzneimittelgruppen, Drogenkunde, Homöopathie
und Pflanzenschutz auf dem Stundenplan in der Berufsschule.
Wie in allen kaufmännischen Berufen, sollte man auch als PKA mit Zahlen
umgehen können und sehr genau arbeiten.
„Das Schöne an meinem Beruf
ist, dass man sich auf so vielen verschiedenen Gebieten spezialisieren kann.
Ich berate zum Beispiel auch sehr gern Kunden bei Fragen zur Kosmetik. Über
Schulungen kann ich mich dazu immer weiterbilden und mich so dann auch
wieder mehr im Verkauf einbringen.“ (mü)
Apothekers Liebling
Aufgaben
Pharmazeutisch­kaufmännische Ange­
stellte übernehmen in Apotheken kauf­
männische und organisatorische Aufgaben
und verkaufen freiverkäufliche Waren.
Dauer
3 Jahre
Voraussetzungen
Interesse an kaufmännischen, pharmazeutischen
und medizinischen Inhalten, gute Grundkennt­
nisse in Mathe, Biologie, Chemie und Wirtschaft,
verantwortungsvolles und genaues Arbeiten
Chancen
PKA arbeiten in Apotheken, Krankenhäusern,
Pharmalabors, in der Pharmaproduktion, im phar­
mazeutischen Großhandel, in Drogerien oder
auch bei Krankenkassen. Sie können sich zum
Betriebswirt unter anderem in der Fachrichtung
Handel oder zum Pharmareferenten weiterbilden.
Pharmazeutisch-
kaufmännische
Angestellte
(m/w)
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Der Husten nervt, also ab in die Apotheke. Der Apotheker berät dich fachkundig und das passende Mittel ist schnell gefunden – nur leider steht es nicht mehr
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im Regal. Es ist Erkältungszeit und schon alles vergriffen. Und jetzt? Kommt die Rettung in Form der Pharmazeutisch­kaufmännischen Angestellten (PKA)
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Claudia um die Ecke – mit den Händen voll Nachschub aus dem Lager. Sie ist nämlich die Expertin für die Warenwirtschaft in der Apotheke und weiß genau,
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was wann nachbestellt werden muss.
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Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1­2016
Foto: Manuela Müller
Titel
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